Seit März 2020 darf - laut geltender Verordnung nach § 40 BNatschG - in der freien Natur nur noch gebietseigenes Saatgut aus dem eigenen Ursprungsgebiet für Ansaaten und Neupflanzungen verwendet werden. Grund ist der drastische Rückgang der heimischen Artenvielfalt durch eine nicht umweltverträgliche Landwirtschaft.
Im Siedlungsraum, wie in Städten und Gärten ist es nicht vorgeschrieben, die Herkunftsgebiete von Wildpflanzen zu berücksichtigen. Dennoch bietet die Verwendung regionaler Wildstauden auch im Garten viele Vorteile.
Regionale bzw. Gebietseigene Wildstauden sind mehrjährige, krautige Wildpflanzen, die aus Saatgut angezogen wurden, das von Wildbeständen der eigenen Regionen gesammelt und vermehrt wurde.
Aufgrund ihrer langjährigen Anpassung an verschiedene Standorte innerhalb Deutschlands bilden Wildpflanzen genetische Unterschiede aus, die sich in variierendem Wachstum und verschiedenen Blütengrößen zeigen. Zudem unterscheiden sich die Blütezeiten aufgrund der leichten Verschiebung der Klimazonen.
Um die genetische Vielfalt zu erhalten, wurde Deutschland in 22 Herkunftsgebiete eingeteilt, die sich durch unterschiedliche natürliche Gegebenheiten wie Bodeneigenschaften unterscheiden.
Wildstauden sind nicht nur an das Klima und den Boden angepasst, sondern profitieren auch von den engen Wechselwirkungen mit ihrer belebten Umgebung wie Tieren, Pflanzen, Pilzen und Bakterien. Dadurch bilden sie in ihrer Ursprungsregion vermehrt Biomasse, produzieren hier mehr Blüten und sind widerstandsfähiger gegen Stressphasen. Regionale Wildstauden besitzen damit das Potential sich Klimaveränderungen anzupassen.
Auch Insekten haben sich an ihre Umgebung angepasst. Viele Arten, wie gefährdete Wildbienen richten ihre Brutzeit nach der Blütezeit der bevorzugten Wildpflanzen aus.
Ist diese Blüte nicht vorhanden, wenn die Wildbiene schlüpft, weil die Pflanze z.B. aus einer anderen Region kommt und erst später blüht, kann sie mit dem Bau von Brutzellen nicht beginnen, denn ihr fehlt der notwendige Pollen, um die Brut zu versorgen.
Dies beeinflusst den Bestand von spezialisierten Wildbienen stark, da sie nur etwa vier Wochen leben. Wildbienen und Schmetterlinge und andere Arten, die verschiedene Pflanzenarten anfliegen können, sind dagegen flexibler.
Um die Lebensbedingungen für Insekten, angesichts ihres drastischen Rückgangs, zu verbessern, ist die Verwendung regionaler Wildstauden eine wichtige Maßnahme.
Wildstauden, die an ihren Ursprungsstandort angepasst sind, weisen in ihrer Region bessere Anwuchserfolge auf und etablieren sich schneller an geeigneten Standorten. Mit der passenden Pflanzenauswahl benötigen sie weniger Pflege und Ressourcen, da sie natürlicherweise mit den lokalen Bedingungen zurechtkommen.
Die Zertifizierung von regionalen Wildstauden stellt ein Qualitätsmerkmal dar, das sicherstellt, dass es sich um robuste Pflanzen handelt, die sich den Umweltbedingungen anpassen können. In Gartenanlagen können je nach Pflanzenauswahl und Bepflanzungsart weniger pflegeintensive und ressourcenschonende Pflanzkompositionen entstehen. Der ökologische Mehrwert bei der Verwendung von Wildstauden regionaler Herkunft zeigt sich besonders deutlich, da sie Nahrungs- und Lebensräume für zahlreiche Insektenarten schaffen und zum Erhalt der innerartlichen Vielfalt von Wildpflanzen beitragen.
Weiterführende Informationen:
www.biologie-seite.de
Gewöhnlicher Teufelsabbiss | Succisia pratensis
Tauben-Skabiose | Scabiosa columbaria
Gemeiner Wirbeldost | Clinopodium vulgare
Kuckucks-Lichtnelke | Silene flos-cuculi
Rote Lichtnelke | Silene dioica
Gewöhnliches Seifenkraut | Saponaria officinalis
Moschus Malve | Malva moschata
Knäuel-Glockenblume | Campanula glomerata
Rundblättrige Glcokenblume | campanula rotundifolia
Wegwarte | Cichorium intybus
Quirlblütiger Salbei | Salvia verticillata
Arznei Thymian, Echter Quendel | Thymus pulegioides
Echtes Leinkraut | Linaria vulgaris
Gewöhnliche Schafgarbe | Achillea millefoilium
Sumpf-Schafgarbe | Achillea ptarmica
Guter Heinrich | Chenopodium bonus-henricus
Echtes Herzgespann | Leonurus cardiaca
Langblättriger Ehrenpreis | Veronica longifolia ssp. maritima
Aufgeblasenes Leimkraut | Silene vulgaris
Aufrechter Ziest | Stachys recta
Wilde Möhre | Daucus carota
Wilde Karde | Dipsacus fullonum
Gewöhnlicher Natternkopf | Echium vulgare
Wiesen-Margarite | Leucanthemum vulgare
Gewöhnlicher Hornklee | Lotus corniculatus
Emma, Hofhuhn, Biologischer Pflanzenschutz